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Christian
Stückl
und das Münchner Volkstheater
Christian Stückl,
geboren am 15. November 1961 in Oberammergau als
Sohn einer Gastwirtsfamilie, gelernter
Holzbildhauer und seit seiner Kindheit
Theaterbesessen, war Assistent von Dieter Dorn an
den Münchner Kammerspielen, dann Regisseur an
diversen deutschsprachigen Theater- und
Opernbühnen (u.a. in Frankfurt, Hannover, Köln,
Wien, Salzburg) bevor er zur Spielzeit 2002/03 am
24. Oktober 2002 regieführender Intendant des
Münchner Volkstheaters wurde. 2006 inszenierte er
die Eröffnungsfeier der Fußballweltmeisterschaft
in München in der Allianz-Arena (für die
Choreographie des Schuhplattlers nach der Melodie
des Max-Glaner-Marsches zeichnen Josef und Franz
Staber und Dominikus Brückner von den Jungen
Riederinger Musikanten verantwortlich, die auf
einem überdimensionalen Heuwagen sitzend die Arena
beschallten), und nach 1990 und 2000 war er 2010
zum dritten Mal Spielleiter der Passionsspiele von
Oberammergau. Nach der dritten Vorstellung
übernahm er ab Februar 2011 für einige
Vorstellungen die Hauptrolle des 'Peachum' in
seiner Neuinszenierung von Brechts
"Dreigroschenoper", weil sich der eigentliche
Darsteller eine Kehlkopfentzündung zugezogen
hatte. Und er war wunderbar. Seinen
Vertrag als Intendant hat er vorzeitig auch gleich
bis 2015 verlängert. Im Juli 2011 wurde ihm dann
der längst überfällige Bayerische Verdienstorden
verliehen. Im März 2014 hat Christian Stückl die
ihm vom Kulturreferenten Hans-Georg Küppers
angebotene Verlängerung seines Vertrags bis 2020
akzeptiert. Die Vertragsverlängerung hatte Stückl
jedoch vom künftigen Standort des Theaters
abhängig gemacht. Das jetzige Gebäude, eine
ehemalige Turnhalle, ist stark
sanierungsbedürftig. Der Stadtrat ist auf der
Suche nach einem neuen Standort inzwischen im
ehemaligen Viehhof im Schlachthofviertel fündig
geworden. Ebenfalls im März 2014 wurde Christian
Stückl mit dem mit 10.000 Euro dotierten
Theaterpreis der Landeshauptstadt München, der
alle drei Jahre vergeben wird, für seine
künstlerischen Leistungen und für seine Verdienste
um die Theaterstadt München ausgezeichnet. Seitdem
erhielt er zahlreiche weitere Ehrungen, u.a. den
Bayerischen Verdienstorden, den Oberbayerischen
Kulturpreis und den Oberbayerischen
Integrationspreis. Im Juli 2018 verlängerte er
seinen Vertrag als Intendant des Münchner
Volkstheaters bis Ende der Spielzeit 2024/25. Im
Juni und Juli 2019 sprang Christian Stückl als
'Portner' im "Brandner Kaspar und das ewig' Leben"
ein, da sich Peter Mitterrutzner einer Operation
unterziehen musste - und auch da brillierte er. Er
wurde für die Passionsspiele 2020 zum vierten Mal
als Spielleiter gewählt, die allerdings aufgrund
der weltweiten Corona-Pandemie auf 2022 verschoben
werden mussten. Im November 2020 wurde ihm die
Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Oberammergau
verliehen.
Aus ihm dampft und raucht es, er ist ein
schnaubendes Theatertier, sagte Münchens
Kulturreferent Hans-Georg Küppers über Stückl bei
der Feier zum 25-jährigen Jubiläum des
Volkstheaters am 4. Oktober 2008. Er habe ein
untrügliches Gespür für Talente und Rohdiamanten,
sagte Küppers. Kaum spielten sich die jungen
Talente in Stückls Ensemble ein, werden sie von
den Großen der Branche weggeschnappt.
Stückl über Stückl:
Und ein weiteres Mal werden Peter Simonischek
und ich im "Jedermann" in Salzburg versuchen,
den letzten Dingen des Lebens auf die Spur zu
kommen. Vielleicht findet die aber nur der
"Brandner Kaspar" im Volkstheater ... Irgendwie
bin ich eben doch der Fachmann fürs Katholische.
Aus: Volksmund, Spielzeit 2007/08 |
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Stückl
über Brittte Hobmeier (von 2002 bis 2005 am
Volkstheater):
I woaß no de Brigitte Hobmeier. De hat sich vorm
Vorsprechen beim Bäcker eine Quarktasche kaft. Und
de kam auf die Bühne und wie die de Quarktaschen
gessen hat, da hob i dacht "De muaß i hobn. De ist
so guat, des war wirklich wunderbar." Oiso, des
was sie gagt hat, des woaß i gar nimmer ganz
genau, was die Texte da drunter waren. Aber alloa
wie die die gessen hot, des komma ned bechreiben.
Da war alles drinna. Wir sassen im Zuschauerraum,
die hat uns mit der Quarktasche ang'macht. De hat
uns zeigt mit der Quarktasche, daß wir ihr
ziemlich an Buckl runterrutschen können. Alles war
drinna, alles war in der Quarktasche drinna. |
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Und über
Maximilian Brückner (seit 2002 Gast am
Volkstheater):
Und des is aber ah so. Mei, da Maxi Brückner,
der Tatortkommissar und bei uns spuit er an
Boandlkramer. Des is manchmoi so, der steht auf
der Bühne und schaugt di o und sogt fünf Sätze
und da warn a drei foische dabei, aber die zwoa
warn richtig und de warn b'sonders guat. Und
dann host scho wieda oan gfunden. Und i hob
total Lust g'habt mit eahm zu arbeiten.
Aus: Mensch Theile, BR3, 29. Mai
2009 |
Stückl
über
die Jungen Riederinger Musikanten (seit 2002 Gäste
am Volkstheater):
Das erste Mal habe ich mit ihnen bei der
Geierwally zusammengearbeitet. Die Initiative ist
allerdings von den Riederingern ausgegangen, nicht
von mir, sie haben mir gezeigt, wie anders - als
ich es gewohnt war, man Volksmusik verwenden kann.
Für mich war Bauerntheater, garniert mit
Volksmusik, wenig interessant. Der Brückner Maxi -
er war damals schon auf der Schauspielschule - hat
mich nach Riedering zu seiner Produktion von
Magdalena mitgenommen. Da waren lauter junge Leut'
auf der Bühne, Schauspielerinnen und Schauspieler
und Musikanten. Und das Krippenspiel vom Seppi
Staber hab ich mir auch angeschaut und war
begeistert vom Spiel der Laien. Dabei ist mir
aufgefallen, wie Spielen und Musizieren
zusammengehören können. Und ich hab mir gesagt:
"Mit denen mach ich auch in München was!" Bei uns
am Volkstheater muß jeder Musikant auch
schauspielern können. Das tun die Riederinger in
unnachahmlicher Weise - hier in München schaun
sich auch viele Leute den Brandner Kaspar wegen
den Riederingern an. Und es macht mir einen
Riesenspaß mit ihnen zu arbeiten. Des war, glab i
so a bissl Liebe auf den ersten Blick.
Aus: Sänger & Musikanten,
1/2010 |
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Wer
ist
eigentlich dieser Christian Stückl?
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Brigitte
Hobmeier:
Als ich mich an vielen Theatern bewarb, nach dem
Faust-Projekt bei Peter Stein, meinte ein Kollege, hast du
dich denn schon beim Volkstheater beworben? Da soll jetzt
so ein wilder Hund anfangen zum Arbeiten. Ich hab' auf der
Stelle eine Bewerbung hingeschickt, Und war total
aufgeregt, als ich zum Vorsprechen kam, Ich dachte,
Volkstheater, vielleicht was Bayerisches, denn Ruth
Drexel, Stückls Vorgängerin, hat ja bayerische Stücke
gemacht. Ich hab also die Bernauerin von Orff
vorgesprochen, auf Bairisch, und dann noch eine Szene, wo
eine Frau da sitzt und sich darüber auslässt, dass sie
Konfitüre sagt und ihr Mann Marmelade und die Ehe darum
die Hölle ist. Nach dem Marmeladenmonolog ist der
Christian auf die Bühne gesprungen, hat mir die Hand
hingehalten und gesagt: Mit dir möcht' ich arbeiten, magst
da her kommen? Bei all meinen Vorsprecharien gab es nie so
eine Begegnung mit einem Menschen. Das war ein schöner
Augenblick, ich hab gar nicht mit einem Handschlag
gerechnet.
Ich hab dann bei der Eröffnung seiner Intendanz die
Geierwally gespielt. Es gibt da eine Szene, in der sie
Geräuchertes aufschneidet, während einer ihrer Brüder mit
einem Mädchen nach Hause kommt und sie das nicht will. Sie
hatte keinen Satz zu sprechen, sollte all das nur in dem
Schneiden ausdrücken. Bei einer Probe ist Christian auf
die Bühne gestürmt und hat's vorgemacht. Und man hat
wirklich alles gesehen: Die Eifersucht; das Fremde nicht
zu wollen. Er ist ganz frei, hat eine überbordende
Empathie für jede Figur und überhaupt keine Scham. Damit
schafft er einen Raum, in dem man sich selbst auch nicht
schämt. Er lässt alles zu, jede Spinnerei, aber er
verlangt auch, dass man mit ihm in diesen Raum geht.
Der Christian braucht Leute um sich herum, die ihm Ja
sagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er herum
brüllt. Wenn jemand nicht mitmacht, ist er eher
verzweifelt. Fragt: Was soll ich denn jetzt machen? Ich
habe das in den drei Jahren nie erlebt, dass er jemanden
fertig gemacht hat. Natürlich ist er schon mal mit
hängenden Schultern reingekommen, war müde und
überarbeitet. Aber zehn Cappuccino und die Bühnenarbeit
haben ihn wieder aufgerichtet, das ist sein Lebenselixier.
Proben sind für ihn wie Kaffee. |
Maximilian
Brückner:
Ich kenn' ihn seit 2002. Da hat die Bayerische
Theaterakademie ein Seminar veranstaltet für Bairisch
sprechende Schauspieler. Die tollsten Volksschauspieler
und Regisseure waren da, mit denen wir arbeiten sollten:
die Monika Baumgartner zum Beispiel oder der Franz Xaver
Bogner. Ganz hinten im Eck stand einer, den hab ich nicht
gekannt, mit riesengroßen Augen. Mit allen wollte ich
arbeiten, nur nicht mit dem. Und was ist passiert: Mich
haben sie ihm zugeteilt. Ja, Kruzinesn hab ich mir
gedacht. Aber seitdem kriegt er mich nimmer los.
Was total bärig ist: Wenn er einem was vorspielt. Was ein
bisserl schade ist: dass er immer an 20 verschiedenen
Sachen gleichzeitig arbeitet. Das ist so viel geworden,
dass man sich kaum noch außerhalb der Arbeit sieht. Aber
der würde sterben, wenn er nicht mehr so viel arbeiten
dürfte.
Der stirbt an allem, bloß nicht am Rauchen. Der hat viel
Energie, der muss die verbrennen, und manchmal eben mit
zwei Zigaretten gleichzeitig.
Illustrationen: Julia Pfaller
Aus: Volksmund, Spielzeit 2012/13 |
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Der Weltdorf-Theatermacher
Christian Stückl hat vui zvui Gfui - aber das Münchner
Volkstheater hat er damit aus der Nische und in die weite Welt
geführt
Christian
Stückl
ist ein sehr intensiver Mensch, das merkt man schon an der
Art, wie er raucht. Er zieht nicht nur an der Zigarette, er
saugt daran, manchmal mit einem so zischenden
Inhalationsgeräusch, daß man den Lungenzug hört. Ungefähr so
muß man sich den bayerischen Lockenkopf auch als Theaterleiter
und Regisseur vorstellen: gierig alles auf- und in sich
hineinsaugend, brennend, hingebungsvoll, unbedingt. Der
Kettenraucher Stückl ist einer, der so arbeitet, wie er lebt:
auf Lunge. Gesund ist das nicht, es hat ihn im letzten Jahr
sogar die Galle gekostet, aber was ist in diesem Leben schon
gesund? Das Theater ganz sicher nicht, weil das per se schon
ein Virus ist.
Mit den Riederingern auf der Bayern-Schiene
Die Markierung, die "Radikal jung" auf der einen Seite des
Spektrums setzt, bildet auf der anderen "Der Brandner Kaspar
und das ewig' Leben", Kurt Wilhelms Kultstück vom
Nicht-Sterben-Wollen eines bayerischen Schlitzohrs, das den
Tod glaslweise mit Kerschgeist (vulgo Schnaps) abfüllt und ihm
beim Kartenspiel 18 satte Lebensjahre abluchst, um am Ende
doch noch ins katholische Bajuwaren-Paradies zu gelangen. Eine
Art bayerischer "Jedermann". 25 Jahre lang stand er seit 1975
in Kurt Wilhelms Ur-Inszenierung am Bayerischen
Staatsschauspiel auf dem Programm. In Stückls Neuinszenierung
von 2005 erscheint er frischer, grüabiger und kultiger denn
je, und wer bis jetzt kein Fan von ihm war, muss schon ein
steinhartes Preußenherz haben, um nicht endgültig dazu bekehrt
zu werden. Die Aufführung mit Alexander Duda in der Titelrolle
und dem jungen Maximilian Brückner als Boandlkramer
(hochdeutsch: Tod) ist am Volkstheater der absolute
Publikumsrenner. Sämtliche Vorstellungen sind immer schon am
ersten Vorverkaufstag für den nächsten Monat ausverkauft. Die
Leute kommen aus dem Chiemgau und mit Bussen aus ganz
Oberbayern angereist, gerne im Dirndl und im Lederhosen-Look.
Stückl gelingt genau die richtige Balance zwischen handfestem
Komödienstadel und einer satirisch grell belichteten
Gaudiburschen-Revue, zwischen krachertem Bauern- und barockem
Welttheater. Die Waldszenen spielen vor einer
fotorealistischen Baumstammkulisse, die Sauf- und Raufszenen
in einer graugrünen Bauernstubenschachtel, die auch des
Brandners Wohnstube ist, und das Entree zum Paradies ist auf
Alu Walters herrlicher Bühne ein mit allerhand Kirchen- und
Aktenkrempel vollgestopfter Hochaltar, an dem eine
geschwungene Freitreppe hinauf zur Himmelspforte führt. Die
Schauspieler, am Volkstheater oft von schwankender Qualität,
sind im "Brandner" alle gut, und dass hier die Riederinger
Musikanten in knappen Lendenschurzen als halbnackerte Engel
posieren, sich dabei als rotzfreche Bengel gerieren und nicht
zuletzt einen Schwulenhimmel zitieren, ist ein göttlicher
Coup. Noch nie waren sie so saukomisch wie hier, wo ihnen die
Weißwürste ("sausicios albos") schon mal im Mund
stecken bleiben. Wie Stückl die fidelen Musikanten als Figuren
integriert und all die Jäger, Wilderer und Preußen in Gruppen
arrangiert, ist große Operette - das kann er einfach, nicht
umsonst ist er Passions-Regisseur.
Geplant war dieser Erfolg nicht. Dass Stückl den "Brandner
Kaspar" überhaupt inszeniert hat und 2003 auch schon die von
Martin Sperr dramatisierte Geschichte vom "Räuber Kneißl" und
in seiner ersten Spielzeit, gleich nach Shakespeare's "Titus
Andronicus", den Bayern-Klassiker "Die Geierwally" von
Wilhelmine von Hillern, liegt an einer Truppe junger
bayerischer Volksmusiker, die Stückl 2001 in Riedering,
Landkreis Rosenheim, kennenlernte. Maximilian Brückner, damals
noch Schauspielstudent, hatte seinen Sommerkurs-Dozenten
Stückl in sein Heimatstädtchen mitgenommen, wo er mit seinen
Leuten ein Stück von Ludwig Thoma aufführte. Damals sah Stückl
sie zum ersten Mal: einen Haufen Burschen samt ein paar Madln
mit Posaunen, Flügelhörnern und Trompeten, allesamt großartige
Volksmusik-Talente, als Kinderblasmusikensemble aufgebaut vom
Staber Josef Anfang der neunziger Jahre - eine Eigeninitiative
dreier Riederinger Familien, darunter die vom Brückner Maxi
und seinen sieben Geschwistern. Wie lustvoll die aufgespielt
haben! "Mit so hinpappte Hoor!" Stückl blitzt noch
heute die Begeisterung aus den Augen, wenn er von dieser
ersten Begegnung erzählt. Damals habe er sich gedacht: "Wos
is'n des für a Bande? Die muss i hom!"
Einen Teil der Truppe, die ganz Jungen, hat er 2002 gleich in
seinen "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen integriert.
Und am Volkstheater baute er den jungen Blasmusikanten zuliebe
dann doch eine klassische Bayern-Schiene ins Programm,
angefangen mit der "Geierwally", die Stückl sozusagen um die
Riederinger als musizierendes Stammtischvolk heruminszenierte
- mit einer fulminanten Brigitte Hobmeier im Zentrum, die
damals in ihrer ersten großen Rolle glänzte: nicht als
zünftiges Dirndl von der Alm, sondern als eiskalte Domina am
Rande des Abgrunds.
Trendsetter Volkstheater oder: das Kerschgeist-Wunder
Die "Geierwally" war ein Riesenerfolg, die bisher zweitbest
besuchte Aufführung der Stückl-Intendanz, getoppt nur vom
"Brandner Kaspar". Davon beflügelt, setzte Stückl beim "Räuber
Kneißl" auf dasselbe Rezept: Blasmusikeinlagen der Riederinger
und im Zentrum eine legendäre bayerische Figur, der Volksheld
Mathias Kneißl, der schon zu Lebzeiten als 'bayerischer Robin
Hood' gefeiert wurde. Maximilian Brückner spielte ihn so
überzeugend als einen armen Hund, der aus reiner Not zum
Räuber wird, dass er diese Rolle jetzt gleich noch mal
übernimmt: in der Verfilmung des Stoffes durch den Regisseur
Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot").
Das Bayerische ist derzeit ja schwer im Kommen, und so wundert
es nicht, dass Joseph Vilsmaier gerade den "Brandner Kaspar"
fürs Kino verfilmt - mit Franz Xaver Kroetz in der Titelrolle
und Michael 'Bully' Herbig als Boandlkramer. Da sage noch
einer, Christian Stückl setze mit seinem Volkstheater keine
Trends!
Die Begeisterung, die die Aufführung jedes Mal auslöst, hat ob
des respektlosen Umgangs mit Glauben und Religion eines Abends
auch Dionino Colaneri erfasst, den Rio-Chef der
brasilianischen Kultur- und Volksbildungsorganisation Sesc,
der daraufhin beschloss, die Inszenierung nach Rio de Janeiro
einzuladen. Anfangs hat niemand daran geglaubt, doch im
November 2006 gastierte der "Brandner Kaspar" tatsächlich in
der brasilianischen Millionenstadt: in Original-Bairisch mit
portugiesischer Übertitelung. Der Text wurde zuvor eigens ins
Hochdeutsche übertragen, um ihn von dort in die Landessprache
zu übersetzen. Der Film "Bayernhimmel überm Zuckerhut - Der
Brandner Kaspar in Rio", den Petra Wiegers für das Bayerische
Fernsehen gedreht hat, dokumentiert sehr schön die Kuriosität
und den Erfolg dieser Unternehmung. Da sieht man die
Riederinger Musikanten mit ihren Blechinstrumenten in
Lederhosen an der Copacabana und schuhplattelnd auf dem
Zuckerhut. Dass der "Brandner" weit jenseits des
Weißwurstäquators in Rio funktioniert, ist entweder ein großes
Kerschgeist-Wunder oder aber der letztgültige Beweis dafür,
dass das Bajuwarentum Stücklscher Prägung ein
völkerverbindendes Exportgut der Lebensfreude ist.
In seinem nächsten Projekt mit den Riederingern will Stückl
das Bayerische nun aber wirklich nicht mehr bedienen, sondern
sich in einer Textcollage rund um Siegfried und andere Helden
in die deutsche Sagenwelt begeben. Aber es wäre ja wohl
gelacht, wenn nicht auch in Siegfried ein waschechter
Oberbayer steckte.
aus: Theater Heute, Januar 2008
Geworden ist es dann aber Henrik Ibsen's "Peer Gynt", in der
beinahe hochdeutschen Textbearbeitung von Christian Stückl und
Maximilian Brückner. Norwegen liegt halt doch irgendwie in der
Nähe von Riedering ... Premiere war am 25. März 2008.
mmm
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Bühne des Volkstheaters am 'Tag der offenen Tür' am
4. Juli 2009. Die Beleuchtung ist eingerichtet für den
"Brandner Kaspar" am nächsten Abend.
Anklicken zum Vergrössern. Photos: EFi
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Das
Volkstheater ist eine der aufregendsten Bühnen Münchens.
Seit dem Amtsantritt des Intendanten Christian Stückl 2002 hat
sich das Haus in der Brienner Straße ein modernes Profil
verschafft. Junge Regisseure erhalten hier die Chance, ihre
Werke zu inszenieren. Auch wenn heute noch Klassiker wie
Büchner, Goethe, Brecht oder Shakespeare im Fokus stehen. Ein
weiterer Schwerpunkt liegt auf Lesungen und Konzerten, die das
Programm des Volkstheaters abrunden. Große Beachtung findet auch
das 2005 ins Leben gerufene und im Volkstheater stattfindende
„Radikal jung - Das Festival junger Regisseure“. Das jährliche
Event bietet Nachwuchsregisseuren ein Forum, um ihre Arbeit
einem größeren Publikum vorzustellen.
Das Volkstheater wurde in seiner heutigen Form im Jahr 1983
eröffnet und bietet Platz für 609 Besucher. Neben der großen
Bühne hat das Haus im 1. Stock eine zweite Spielstätte, in der
120 Besucher Platz finden. Viele Veranstaltungen, vor allem
Konzerte und Kabarettauftritte, gibt es im Foyer des Hauses.
Derzeit befindet sich das Haus in der Brienner Straße, doch im
Jahr 2020 muss das Volkstheater aus der früheren Sporthalle
wegen eines zu hohen Sanierungsaufwands ausziehen.
Quelle: münchen.de, das offizielle Stadtportal
Münchens
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Bühne ohne Requisiten,
Süddeutsche Zeitung, 17.12.2011
Miettragödie
im Volkstheater, Abendzeitung München,
19.12.2011
Kein Platz für Kulissen?, Video
- Schwaben & Altbayern aktuell, 22.12.2011
Vielleicht ein Drama,
Süddeutsche Zeitung, 24.12.2011
Volkstheater-Zukunft: Neubau oder
Ankauf?, tz, 23.5.2012
Spielstätte an der Brienner Straße -
Drama um das Volkstheater, Süddeutsche Zeitung,
23.5.2012
Die Stadt lässt prüfen - Wo ist
Platz fürs Volkstheater?, Abendzeitung München,
24.5.2012 |
mmm
Die
Spielzeit
2011/12 war betriebswirtschaftlich die
erfolgreichste in der Intendanz Christian Stückl.
Wie man zugleich das jüngste Theater Münchens und
das mit der größten Kontinuität sein kann,
demonstriert das Volkstheater beinahe permanent. Am
25. November werden es zehn Jahre, dass Christian
Stückl an der Brienner Straße stets gut gelaunt die
Geschäfte führt. "Nicht im Geiste, aber auf dem
Kopfe des Mannes macht sich das Vergehen der Zeit
bemerkbar. Nach 10 Jahren Volkstheater-Intendanz
habe er einige graue Haare mehr", scherzt er,
wobei sein mitreißender Elan nicht nachgelassen hat.
In der 10. Spielzeit besuchten 110.479 Zuschauer die
Vorstellungen des Münchner Volkstheaters. Darunter
waren 27.782 Schüler und Studenten. Das entspricht
einem Anteil von 25,14 %. Die Spielzeit 2011/12
endete am 15. Juli 2012 mit der 349. Vorstellung,
das waren so viele Vorstellungen wie noch nie. 39
davon waren Gastspiele. Ebenso lag die
Platzauslastung mit 86,2 % so hoch wie noch nie.
Für das Theater gibt es nun Planungssicherheit.
Nachdem im vergangenen Jahr diskutiert wurde, ob die
Spielstätte in der Brienner Straße verlassen werden
muss, konnten die Verträge für die Lagerräume rund
um das Haus doch verlängert werden. Dank höherer
städtischer Zuschüsse seien nun alle Verträge bis
zum Jahr 2020 unter Dach und Fach, sagte Stückl.
aus: dapd, Pressetermin München, Süddeutsche Zeitung und
Abendzeitung München, 14.+15.9.2012 |
Das
Münchner
Volkstheater hat gestern sein Programm für die
Spielzeit 2013/14 vorgestellt:
Csabar Polgár bestreitet die Eröffnung am 28.
September mit "Julius Cäsar", frei nach Shakespeare.
Acht Premieren stehen an, gewichtige Werke der
Weltliteratur sind darunter: Abdullah Karaca setzt den
"großen Gatsby" auf der Kleinen Bühne in Szene, ohne
Leonardo DiCaprio, aber sicherlich einfallsreich
(Premiere am 15. Oktober). Stückl inszeniert selbst
zweimal, begibt sich mit "Ghetto", nach dem Stück von
Joshua Sobol, in die Nazi-Zeit und taucht mit dem
Projekt "Siegfried" in den deutschen Mythos ein. Und
zum Spielzeitfinale hievt Simon Solberg "Moby Dick"
auf die Bühne.
Die letzte Spielzeit war die besucherstärkste des
Volkstheaters: 113.743 Zuschauer besuchten die 368
Vorstellungen in der letzten Saison, so viele wie noch
nie, mit einer Platzauslastung von 84,1 %. 27 %
davon sind Studenten und Schüler, also die Jugend
kommt ins Haus, aber auch ältere Semester, und zwar in
wachsender Zahl, obwohl es kein Abo gibt. Der
"Brandner Kaspar" steht nach der 250. Aufführung bei
170.000 Besuchern und das Festival "Radikal jung"
verzeichnete eine Auslastung von 95,4 %.
aus: Abendzeitung München,
14./15.9.2013, online + Print |
Die
Spielzeit
2014/2015 des Münchner Volkstheaters steht fest
Acht Premieren und zahlreiche Gastspiele sind in der
Spielzeit 2014/15 im Münchner Volkstheater zu sehen.
Neben bekannten Stücken wie "Kinder der Sonne",
"Woyceck", "Kasimir und Karoline" und "Nathan der
Weise" wird es im März auch eine Uraufführung geben,
wie Intendant Christian Stückl am Freitag bekanntgab.
Unter dem Titel "Siegfried" hat sich Autor Feridun
Zaimoglu der berühmten Sagenfigur genähert, Stückl
selbst wird Regie führen. "Es wird ganz spannend,
das auf die Bühne zu bringen", sagte der
Intendant. Das Stück war bereits für die vergangene
Spielzeit angekündigt, dann aber verschoben worden.
"Siegfried" ist eine Auftragsproduktion für Maximilian
Brückner und die Riederinger. Premiere ist am
19.3.2015 (voraussichtlich).
aus: Abendzeitung München, 12.9.2014 |
Endlich
gefunden
und beschlossen: Ein neuer Platz für das Münchner
Volkstheater - Christian Stückl zieht in den Viehhof.
Der Münchner Stadtrat hat sich für einen Umzug des
Volkstheaters auf das Viehhof-Areal an der
Tumblingerstraße ausgesprochen. Auf dem Gelände ist
Platz für die bisher sehr beengten Neben- und
Betriebsräume des Theaters. Auch eine zweite Bühne für
250 Zuschauer und ein gastronomischer Betrieb als
Nachfolger des Volksgartens am ursprünglichen Standort
ist vorgesehen. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer der
jetzigen Spielstätte - einer umgebauten Sporthalle in
der Brienner Straße, dem Bayerischen Fußballverband,
endet am 31. Dezember 2020.
Quellen (u.a.): Abendzeitung
München und Süddeutsche
Zeitung, 17.12.2014 |
Interview
mit
Christian Stückl
... "Siegfried" von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel
ist eine radikale Mythenzertrümmerung, ein Mordsspaß,
derb, klug und eine Freude beim Lesen - vielleicht das
nächste 'Kultvolksstück'. Vor zwei Jahren saßen
der Herr Zaimoglu und ich beim Kaffee. Ich hatte
eine Sehnsucht nach einem Auftragswerk, und fragte
ihn, ob er sich vorstellen könne, eine große
deutsche Sagengestalt auf die Bühne zu bringen.
Ursprünglich wollte ich mal wieder etwas mit
Maximilian Brückner und den Riederingern machen.
Dann hatte der Maxi aber einen schweren
Bandscheibenvorfall [im Dezember 2014 und konnte
daher auch von Januar bis März 2015 nicht spielen],
wir mussten den Plan erst einmal beiseite legen und
fingen an, in eine ganz neue Richtung zu denken. Wir
haben viel Musik, aber das klingt nicht nach Wagner.
Aber mit den Riederingern hätte es auch nicht nach
Wagner geklungen. ... Irgendwann kommt man an dem
Punkt, da sagt man sich: Jetzt bin ich schon so
lange da, jetzt müssen wir mal neue Stücke erfinden,
sonst müssen wir wieder von vorne anfangen. Premiere
ist am 27. März 2015.
In einer Hinsicht bleibt ja doch immer alles gleich -
der "Brandner Kaspar" feiert am 7. April sein
zehnjähriges Jubiläum. Hätten Sie vor zehn Jahren
gedacht, dass Sie in zehn Jahren das Stück immer noch
spielen werden?
Stückl: Wir wollten ja damals ganz etwas anderes
machen, nämlich mit den Riederingern zusammen die
"Dreigroschenoper". Davor hatten wir ja "Räuber
Kneißl" und "Geierwally" gemacht. Dann war Dieter
Dorn ans Bayerische Staatsschauspiel gewechselt, und
meinte in der Zeitung, ich sollte einen neuen
"Brandner Kaspar" machen, der passe zum Volkstheater
- die uralte Inszenierung war ja abgesetzt.
Daraufhin schrieb ich Dorn einen Brief, er solle
sich doch bitte um seinen Spielplan kümmern, aber
nicht um meinen. Da war ich erst mal grantig.
Aber wie kam es dann doch zum "Brandner"?
Stückl: Wir waren in der Vorbereitung zur
"Dreigroschenoper", hatten einen Musiker beauftragt,
die Musik neu zu arrangieren. Und da sagte der
Suhrkamp-Verlag: Wir dürfen nicht. Also, was sollten
wir machen? Die Riederinger hatten sich Zeit
genommen, die Schauspieler - da beschlossen wir,
jetzt lesen wir ihn halt doch mal, den blöden
"Brandner". Ja, und dann konnte ich mir gut
vorstellen, dass der Maxi Brückner den Tod spielt,
als junges Gegenbild zum Toni Berger, der den ja so
lange gespielt hat. Ja, dann haben wir das halt
gemacht. Dass es dann zehn Jahre werden würden,
daran hat niemand gedacht. Jetzt haben wir bisher
280 Vorstellungen.
Vollständiges Interview von Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung, 26.3.2015 |
In
der
Spielzeit 2015/16 des Münchner Volkstheaters, dem
Theater der Stadt München in der Briennerstraße 50,
wird es 10 Premieren geben, zwei davon auf der Kleinen
Bühne. Die Spielzeit wird am 24. September 2015 mit
"Sein oder Nichtsein" von Nick Whitby nach dem Film
von Ernst Lubitsch eröffnet. Mina Salehpour führt
Regie.
11 Premieren gab es in der Spielzeit 2014/15 am
Münchner Volkstheater. 110.041 Zuschauer besuchten das
Münchner Volkstheater. Die Platzauslastung lag bei
84,8 % bei 353 Vorstellungen davon waren 65 Konzerte
und Lesungen bei einer Auslastung von 93,9%. 26% der
Besucher waren Schüler und Studenten. Das elfte
Festival "Radikal jung" vom 18. April bis 25. April
2015, das seit 2011 auch internationale Arbeiten zeigt
hatte bei 17 Vorstellungen eine Auslastung von 90 %
und wurde von über 4000 Zuschauern besucht. Innerhalb
einer Woche waren 11 herausragende junge Regisseure zu
sehen, acht davon Uraufführungen.
aus: Pressemeldung des Kulturreferats
der Landeshauptstadt München, 11.9.2015 |
Neues
Münchner
Volkstheater kommt aufs Viehhofgelände
Der Münchner Stadtrat hat sich heute mehrheitlich für
den Neubau des Volkstheaters auf dem Viehhofgelände
ausgesprochen
Lange wurde über dieses Projekt diskutiert: Ist ein
Neubau für Münchner Volkstheater notwendig? Wie teuer
wird er? Und wo soll er überhaupt entstehen?
Die Antworten haben das Kultur- und Kommunalreferat
gegeben, der Münchner Stadtrat hat sich heute
mehrheitlich ausgesprochen: Ja, der Neubau ist
notwendig, wenn man das Volkstheater erhalten möchte.
Der Mietvertrag der alten Spielstätte, die eigentlich
nicht für einen Theaterbetrieb geeignet ist, läuft
Ende 2020 aus. Nach dem Willen des Münchner Stadtrats
soll das laut CSU-Ratsfraktion auf 110 Mio. bis 130
Mio. Euro und laut SPD-Ratsfraktion auf 130 Mio. Euro
zuzüglich Risikoreserve taxierte Projekt bis 2020
fertig sein, mit der spätesten Aufnahme des
Spielbetriebs bis zum September 2021. Als Standort
wurde das dafür passende und charmante Viehhofgelände
ausgewählt.
Stadtrat Richard Quaas, kulturpolitischer Sprecher der
CSU-Fraktion, sagte: "Das Konzept ist schlüssig und
gut durchdacht. Wir bekommen einen funktionales,
modernes und städtebaulich interessantes Theater auf
dem Viehhof." Die Verwaltung wird nach diesem
Beschluss einen Generalübernehmer beauftragen, das
Projekt bis 2020 fertigzustellen. "Das ist
zugegebenermaßen ein ambitionierter Zeitplan. Aber ich
bin zuversichtlich, dass wir keinen Interimsstandort
suchen müssen und den Mietvertrag notfalls etwas
verlängern können", so Quaas. "Es ist schon ein
enormes Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt Münchens,
wenn die Stadt selbst ein Theater baut. Uns ist
bewusst, dass wir Finanzierungsengpässe hätten, wenn
wir alle anstehenden Kulturprojekte auf einmal
realisieren würden. Daher haben wir uns dafür
entschieden, das drängendste Projekt sofort zu
beauftragen", so Stadtrat Richard Quaas weiter. "Wir
gratulieren dem Intendanten Christian Stückl zum
Neubau. Er hat sich immer mit viel Herzblut für das
Projekt eingesetzt. Wir wünschen uns, dass er uns noch
lange erhalten bleibt und dann im neuen Volkstheater
Aufführungen inszeniert."
Quellen: Bayerische Staatszeitung, Immobilienzeitung und münchen.de, 15.6.2016 |
"Christian Stückl: Passion,
Theater, Mensch" - Ein Portrait von Regisseur Christian
Stückl und seine letzten Arbeiten
Es gibt Ausschnitte aus "Baumeister Solness" und den Proben
dazu, einen Kommentar von Maximilian Brückner über seinen
Regisseur und den Maxi in der Maske. Ausserdem erzählen
Freunde und Kollegen über Christian Stückl und zum Schluß
gibt es noch Probenausschnitte aus der Oper "Der fliegende
Holländer" von Richard Wagner, die er für den heurigen
Oberammergauer Theatersommer inszeniert hat.
Video, Sat1 Bayern, 8.7.2017 (24
Minuten)
So
wird
die 16. Spielzeit des
Volkstheater-Intendanten: Stückls neue Stücke
In der neuen Saison, die im Haus an der
Brienner Straße am 27. September 2017 mit der
Premiere von William Shakespeares "Romeo und
Julia" (Regie: Kieran Joel) eröffnet wird,
inszeniert Christian Stückl zum ersten Mal ein
Stück des Russen Anton Tschechow: Man
läuft vor Tschechow immer ein bisschen
davon, weil man sich fragt: Wie stellt man
auf der Bühne Langeweile dar? In der "Möwe"
stehen zum Glück alle unter Strom.
Stückls Arbeit hat am 26. Oktober Premiere.
Für die zurückliegende Saison 2016/17 konnten
der Intendant und Münchens Kulturreferent
Hans-Georg Küppers bei der Pressekonferenz
erneut positive Zahlen vermelden. Die
Platzauslastung lag bei 80,3 %, es wurden
106.122 Zuschauer gezählt. Als er angefangen
habe, berichtet Stückl, seien rund 50.00
Zuschauer pro Jahr gekommen.
Für viel mehr Gäste ist sein Theater auch gar
nicht ausgelegt - eine Kapazitätssteigerung
gibt es erst im geplanten Neubau an der
Zenetti-/Tumblingerstraße. Läuft alles nach
Plan, wird das neue Volkstheater am Viehof mit
der Spielzeit 2020/21 eröffnet.
aus: tz München, Druckausgabe S. 21 und Münchner Merkur,
16./17.9.2017
|
So
soll
das neue Münchner Volkstheater am Viehhof
aussehen: Scan
Der Eingang liegt an der Tumblingerstraße,
es soll ein Theater mit 600 Sitzplätzen
bekommen, ein weiteres mit 200-250
Sitzplätzen und einen Multifunktionsraum für
100 Besucher. Ausserdem ist eine separate
Gastronomie mit Biergarten geplant. Die
Entwürfe für die Innengestaltung bekommt der
Münchner Stadtrat kommende Woche zu sehen.
Laut Plan soll der Betrieb in der neuen
Spielstätte spätestens zur Spielzeit 2021/22
beginnen.
Quelle: tz München, Druckausgabe S. 10,
9./10.12.2017. Vollständiger Artikel
auch in der online-Version der tz.
Bauprojekt: Auf fast 18 000 Quadratmetern
enthält der Siegerentwurf der
Planungsbürogemeinschaft um die Firma Georg
Reisch aus Bad Salgau alles, was sich
Intendant Christian Stückl und seine
Mannschaft für ihr Volkstheater wünschen:
Ein Baukörper trennt den Innenhof in einen
Eingangsbereich und einen Biergarten. Der
Besucher wird in einem Foyer mit einer
großen geschwungenen Treppe im Zentrum
empfangen. Von da gelangt er zum großen Saal
mit wie bisher 600 Sitzplätzen und einer auf
430 Quadratmeter vergrößerten Bühne, die
endlich über einen Turm mit Schnürboden
verfügt.
Eine zweite Spielstätte als Werkraumbühne
soll flexibel genutzt werden und 200
Zuschauern Platz bieten. Ein weiterer
Multifunktionsraum mit 100 Plätzen soll für
den Theaternachwuchs, Stückeinführungen und
Lesungen genutzt werden. Die Werkstätten
bekommen mehr Platz. Weil auch die
Probenbühne auf dem Viehhof unterkommt,
müssen Schauspieler und Regisseure nicht
mehr durch die Stadt zum Nordbad pendeln, wo
bisher eine Halle für jährlich 130 000 Euro
angemietet ist. Die Gastronomie kann - wie
gewünscht - unabhängig vom Theater betrieben
werden. So soll der Komplex wie vorgesehen
zu einem "Ort des alltäglichen Kulturlebens
ohne Schwellenängste" werden.
Vor allem bei der "architektonischen und
städtebaulichen Qualität" und bei der
"technischen und funktionalen Qualität"
vergab die Jury übereinstimmend die volle
Punktzahl. Artikel in der Süddeutschen Zeitung,
11.12.2017
Entwurfsvideo für den
Neubau des Volkstheaters auf dem
Viehhofgelände.
Das neue Volkstheater am ehemaligen Münchner
Viehhof wird nach Plänen der Stuttgarter
Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei
realisiert. Derzeit finden Abbrucharbeiten
auf dem Gelände statt, die Baugrube soll ab
August ausgehoben werden. Läuft alles nach
Plan, wird der Neubau im Frühjahr 2021 an
die Betreiber (i.e. Christian Stückl)
übergeben. Bis dahin gibt's aber noch etwa
25 Premieren. Für den Bau mit Haupt- und
Nebenbühne, Proberaum, Foyer, Werkstätten
und Lager (und Gastronomie mit Biergarten)
stehen knapp 18 000 Quadratmeter zur
Verfügung. Geplante Kosten: 130,7 Millionen
Euro.
Ausstellung der Entwürfe im Foyer des
momentanen Volkstheaters vom 25.1. - 15.2.,
und vom 19.2. - 2.3. im Technischen Rathaus,
Friedensstraße 40.
Quellen (u.a.): Abendzeitung München
und Münchner Merkur,
26.1.2018
Christian
Stückl bleibt bis Ende der Spielzeit
2024/25 (mindestens) Intendant des
Münchner Volkstheaters:
Wir freuen uns! Christian Stückl
unterzeichnet seine Vertragsverlängerung
als Intendant des Münchner Volkstheaters
bis Ende der Spielzeit 2024/25.
Kulturreferent Hans-Georg Küppers würdigte
die Arbeit, die Intendant Christian Stückl
in den vergangenen Jahren geleistet hat,
und sieht seine Arbeit als Garant für eine
erfolgreiche Zukunft des Hauses.
Quelle: Münchner Volkstheater,
18.7.2018
Wir freuen uns mit!!!
Christian Stückl bleibt dem Münchner
Volkstheater auch in den nächsten Jahren
erhalten: Der Intendant verlängerte seinen
Vertrag bis zur Spielzeit 2024/2025. Auf
einer gemeinsamen Pressekonferenz mit
Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers gab er
auch einen Ausblick auf kommende
Herausforderungen. Seit 2002 ist Christian
Stückl für die künstlerischen Geschicke des
Münchner Volkstheaters verantwortlich, nun
kommen sieben Jahre hinzu. Und das aus gutem
Grund, denn wie Kulturreferent Küppers
betonte, sei Stückls Arbeit ein Garant für
eine erfolgreiche Zukunft des Hauses.
Quelle: München.de
Christian Stückl bleibt Intendant des
Münchner Volkstheaters. Am Mittwoch
unterschrieb er seinen neuen Vertrag, der
alte lief bis 2020. "Er ist dann länger
als Helmut Kohl im Amt", sagte der
Münchner Kulturreferent Hans-Georg Küppers.
Im Gegensatz zu dem früheren Bundeskanzler
sei Stückl aber immer neugierig und
abwechslungsreich geblieben, "ein
Theatervieh". Er habe es geschafft,
"Bewährtes und Neues, Tradition und Zukunft"
zu verbinden. "Das schaffen nicht alle."
Stückl soll auch nach dem Umzug des Theaters
in das Münchner Schlachthofviertel für
Kontinuität sorgen. Quelle: PNP
Haltung, auch in Zukunft - Christian Stückl,
der Intendant des Münchner Volkstheaters,
hat seinen Vertrag bis 2025 verlängert.
Die eigentliche Sensation an diesem
Vormittag ist, dass Christian Stückl nicht
gleich zum Volkstheater-Intendanten auf
Lebenszeit ernannt, sondern sein Vertrag nur
um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Denn
dass Stückl länger am Volkstheater bleiben
würde, daran hegte vermutlich nicht mal er
selbst Zweifel. Schon bei der Vorstellung
der Pläne zum Neubau des Volkstheaters im
Januar malte sich Stückl aus, wie er „mit
Prozession und Schauwagen“ ins neue Theater
einziehen wolle. Das Haus soll 2021 eröffnet
werden - sein Vertrag galt damals aber
offiziell nur noch bis 2020. Damals war
schon klar: Stückl will bleiben. Die
Stadtpolitik will auch, dass er bleibt,
wenngleich gerade an dem Tag ein paar
Politiker nicht sonderlich gut auf das
Volkstheater zu sprechen sind, aber dazu
später und auf der ersten Seite des
Lokalteils.
So kamen am Mittwoch früh Kulturreferent
Hans-Georg Küppers und Christian Stückl
zusammen, um in aller Feierlichkeit den
neuen Vertrag zu unterzeichnen. Neben
Küppers hätte eigentlich Münchens 2.
Bürgermeister Josef Schmid (CSU) sitzen
sollen, der aber nimmt Stückl sein
politisches Engagement für die Demonstration
#ausgehetzt am 22.Juli in München übel.
Sollte Stückl 2025 eventuell nicht mehr
weitermachen wollen, wird er 23 Jahre
Intendant des Volkstheaters gewesen sein. „Und
somit zwei Jahre weniger als Dieter Dorn
an den Kammerspielen“, sagt er - wenn
man dessen Zeit als Oberspielleiter dort
hinzurechnet und seine zehn Jahre als
Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels
nicht mitrechnet. Sich von Dorn abzugrenzen
scheint ihm wichtig, dabei hat Stückl für
München doch längst eine völlig
eigenständige Bedeutung entwickelt.
Stückl erzählt immer wieder gern davon, wie
er das Haus 2002 übernahm. Damals steckte
das Theater in der Brienner Straße in einer
schweren Krise. Es herrschten nach dem
bizarren Intermezzo von Hanns Christian
Müller große Zweifel, ob das Volkstheater
überhaupt von jemand anderem als der
verehrten Mehrfach-Intendantin Ruth Drexel
geführt werden könne. Der damalige Münchner
Oberbürgermeister Christian Ude habe ihn
ermutigt, es als Intendant zu probieren. Man
kannte Stückl in der Stadt als Regisseur an
den Kammerspielen und als Oberspielleiter
der Oberammergauer Passion. Stückl schätzte
zwar die Art bayerischen Volksschauspiels,
für die Ruth Drexel stand, aber er wollte
das Haus anders führen.
Mit Stückl kam dann Brigitte Hobmeier, kam
der Verkaufsschlager „Brandner Kaspar“ und
Maximilian Brückner, gab es einen erst
einmal vogelwilden Aufbruch. Mit Stückl kam
Dramaturg Kilian Engels und das Festival
„Radikal jung“, das seit 2005 jährlich
Produktionen junger Regisseure nach München
einlädt und sich zu einem wichtigen
Temperaturmesser des Theater-Nachwuchses
entwickelt hat. 16 Jahre nach Stückls
Dienstantritt ist das Volkstheater ein
offenes Haus für junge Künstler, kaum einer
der Schauspieler im Ensemble ist älter als
Mitte dreißig. Es ist auch ein Haus, in dem
sich junge Zuschauer wohl fühlen. Stückl
gelingt scheinbar ohne Mühe, wofür andere
Werbung machen müssen.
Kulturreferent Küppers nennt dann auch genau
das, Stückls Talent, „Bewährtes und Neues,
Tradition und Zukunft in Einklang zu
bringen“ als wichtiges Argument für die
Verlängerung. Vielleicht ist er auch einfach
froh, für ein Haus in München zuständig zu
sein, um das man sich überhaupt keine Sorgen
machen muss, jetzt nicht und in der Zukunft
auch nicht. Deshalb kriegt Stückl ja auch
ein neues Theater, werden endlich die
absurden Produktionsbedingungen an der
Brienner Straße ein Ende finden. Besser kann
man 130 Millionen Euro im Kultursektor kaum
anlegen, die Stadt kriegt dafür erfolgreiche
Kontinuität in neuem Glanz.
Stückl scheut sich nicht, politisch Haltung
zu beziehen, auch das macht er ohne große
Verrenkungen, er ist einfach so. So ist es
für ihn selbstverständlich, dass am
Volkstheater eine Platzanweiserin Kopftuch
trägt, sein Hausregisseur einen türkischen
Namen trägt und er selbst in Indien Theater
macht. So ist die Welt, und so ist der
Stückl, großartig. Und so unterstützt das
Volkstheater zusammen mit den Kammerspielen
die Demonstration gegen die „Politik der
Angst“. Die CSU ist darüber alles andere als
amüsiert, so bleibt bei der Unterzeichnung
der Vertragsverlängerung der Stuhl neben
Küppers leer auf dem Bürgermeister Josef
Schmid (CSU) hätte sitzen sollen. Stückl
schüttelt darüber nur grinsend den Kopf. Er
wird noch Intendant sein, wenn Schmid nicht
mehr Bürgermeister ist.
Von Christiane Lutz und Egbert Tholl,
Süddeutsche Zeitung, online 18.7.2018 und
print 19.7.2018, S. R18
In der vergangenen Spielzeit 2017/18 gab es
insgesamt 10 Premieren. Das Haus wurde von
106.431 Zuschauern besucht. Die
Platzauslastung lag bei 86,8%. Es wurden 357
Vorstellungen gezeigt, davon waren 71
Konzerte, Lesungen und andere
Veranstaltungen.
Das Festival „Radikal jung“ hatte bei 21
Vorstellungen eine Auslastung von 94,9% und
wurde von über 5.500 Zuschauern besucht.
Innerhalb einer Woche waren 13
Inszenierungen von jungen Regisseur_innen zu
sehen.
aus: Volkstheater-Pressekonferenz zur
Spielzeiteröffnung 2018/19, 13.9.2018
Rückblick auf die Spielzeit 2018/19:
Bei 11 Premieren wurde das Haus von 103.656
Zuschauern besucht. Die Platzauslastung lag
bei 81,4%. Es wurden 351 Vorstellungen
gezeigt, davon waren 79 Konzerte, Lesungen
und andere Veranstaltungen.
Das Festival „Radikal jung“ hatte bei 26
Vorstellungen eine Auslastung von 93,3% und
wurde von über 4.700 Zuschauern besucht.
Innerhalb einer Woche waren 15
Inszenierungen von jungen Regisseur_innen zu
sehen.
aus: Volkstheater-Pressekonferenz zur
Spielzeiteröffnung 2019/20, 12.9.2019
Volkstheater voll im Plan - Neubau am
Schlachthof wächst:
Läuft alles wie geplant, wird das Gebäude im
April/Mai 2021 von der Firma Georg Reisch
ans Theater übergeben. Voraussichtlich im
Oktober zum Start der Saison 21/22 soll sich
zum ersten Mal der Vorhang heben. Im Blog "Volkstheater Neubau"
berichtet das Haus über die Baufortschritte.
Die Spielzeit 2019/20 wurde ab 11. März 2020
in allen Theatern und Opernhäusern
Deutschlands eingestellt. Auch die
Passionsspiele in Oberammergau wurden auf
2022 verschoben. Hintergrund ist die
dynamische Verbreitung des Corona-Virus, die
unterbrochen werden soll.
Aus der Pressekonferenz von Christian Stückl
und dem Münchner Kulturreferenten Anton
Biebl am 6. Mai 2020: Mit den Beschäftigten
und dem Betriebsrat des Münchner
Volkstheaters wurde vereinbart, die
Spielzeitpause des Hauses vorzuziehen. Das
Theater bleibt bis zum 14. Juni 2020
geschlossen, ab dem 15. Juni soll der
Probenbetrieb wieder aufgenommen werden. Es
sollen fünf Premieren parallel vorbereitet
werden, die einen flexiblen und auf die
Situation anpassbaren Spielplan ermöglichen.
Diese Inszenierungen für die sogenannte neue
Normalität werden von den Regisseur*innen
Simon Solberg, Sapir Heller, Mirjam Loibl,
Abdullah Kenan Karaca und Christian Stückl
entwickelt. Die erste Premiere könnte mit
Beginn der Sommerferien Ende Juli
stattfinden. Bis auf Weiteres sind aber
keine Vorstellungen vom "Brandner
Kaspar und das ewig' Leben" möglich.
Video der vollständigen
Pressekonferenz, 6.5.2020 / Textquelle, 15.5.2020
Dass Christian Stückl leidenschaftlich für
das Theater brennt, hat man schon lange
gewusst. Aber am Mittwochmorgen um 11 Uhr,
bei einer kurzfristig anberaumten
Pressekonferenz unter dem Titel "Wir haben
einen Plan", legte der Volkstheater-Chef
eine Rede hin, die so viel Feuer hatte,
entfacht von einer originellen wie einfachen
Idee, dass sie mindestens in die
Theater-Annalen eingehen wird. Er erklärt
die Saison an seinem Haus für beendet. Dafür
kommt er früher zurück. [...] Dass es eines
ausgeklügelten Hygiene-Konzepts bedarf und
die Zuschauerzahl begrenzt werden muss, ist
Stückl klar. Von den 600 Sitzplätzen im
großen Haus lassen sich, wenn man jede
zweite Reihe herausbaut und die Leute auf
Abstand sitzen, rund 100 besetzen. Was zwar
wirtschaftlich nicht toll sei: "Aber
lieber vor 100 spielen als gar nicht."
Zudem kann Stückl sich vorstellen, dass
manche Inszenierung, falls sie eine oder
eineinhalb Stunden dauert, zweimal am Tag
gespielt werden könnte. Und natürlich müssen
die Inszenierungen "Corona-tauglich" sein,
also: Sicherheitsabstand zwischen den
Spieler*innen. [...] Und er hat für diesen
fulminanten Auftritt auch das richtige
Fazit: "Wir lassen uns nicht aufs
Trockeneis legen. Ich will selbst
dampfen."
Vollständiger Artikel von Michael Stadler in
der Münchner Abendzeitung,
6.5.2020, 17:14 Uhr
So will Christian Stückl den Bühnenbetrieb
wieder aufnehmen: "Ich will auf die
Bühne zurück!" Gestern hielt Regisseur
Christian Stückl ein packendes Plädoyer für
leibhaftiges Theater. Auch einen Plan für
die baldige Wiedereröffnung des Münchner
Volkstheaters legte er vor. Das überzeugt
und lässt hoffen. "Vielleicht wird es ja
fad, was wir zeigen wollen", sagt
Christian Stückl zwischendrin mal. Aber wenn
das, was das Münchner Volkstheater plant,
nur halb so mitreißend wird, wie das
Schauspiel, das er bei dieser
Pressekonferenz selbst bot, dann wird es
sensationell.
Vollständiger Artikel (mit Ton) von
Christoph Leibold auf BR24, 7.5.2020, 10:42
Uhr
So könnte Theater "Corona-tauglich" werden:
Christian Stückl, der Intendant des
städtischen Münchner Volkstheaters, will "sich
nicht auf Trockeneis legen lassen", er
möchte selber dampfen. Anton Biebl, der
Kulturreferent der Stadt München, kann die
Formulierung "auf Sicht fahren" nicht mehr
hören, wenn man nicht mehr wisse, wohin man
schauen kann. Theater ist momentan nicht
möglich, in offiziellen Verlautbarungen der
Politik steht die Kultur derzeit an letzter
Stelle, nach Fahrschulen und Biergärten. Das
haben sich Biebl und Stückl nun sieben
Wochen lang angeschaut - und stellten darum
nun in München gemeinsam ein Konzept vor,
wie man in Zeiten von Corona wieder Theater
machen könne. Ein Konzept übrigens, von dem
die Bayerische Staatsregierung aus der
Zeitung erfahren wird. Und sich dann damit
auseinandersetzen muss.
Vollständiger Artikel von Egbert Tholl und
Reinhard J. Brembeck in Süddeutsche Zeitung,
8.5.2020, 7:45 Uhr
Christian Stückl hat einen Corona Plan
Ich habe eine gute Nachricht für alle
Freunde des Volkstheaters: wir werden
wieder spielen!
Am 24. Juli beginnt unsere neue Spielzeit.
Es wird die letzte Spielzeit im alten Haus
sein und sie wird bis Mai 2021 daueren.
Danach ziehen wir um ins neue Haus.
Wegen Corona nimmt unsere ganze
Belegschaft ihren Sommerurlaub schon im
Frühjahr. Wegen Corona organisieren wir
ein Sommertheater im Innenhof. Es wird
kleine Konzerte geben, Lesungen und
Vorstellungen für Kinder. Ebenfalls wegen
Corona bauen wir im großen Saal jede
zweite Sitzreihe aus und geben nur für
jeden dritten Platz Karten aus. So
bekommen wir allerhöchstens hundert
Menschen hinein, aber auch für diese
hundert lohnt es sich, Theater zu spielen.
Damit wir wieder öffnen können, werden wir
ein Hygienekonzept erstellen und es vom
Gesundheitsamt genehmigen lassen. Es wird
nicht nur unser Publikum schützen, sondern
auch unsere Schauspielerinnen und
Schauspieler, die sich auch auf der Bühne
nicht mehr so nahe wie sonst kommen
dürfen. Was wir spielen werden, sage ich
noch nicht. Corona wird wohl in allen
unseren fünf neuen Produktionen eine Rolle
spielen, aber es wird nicht zentrales
Thema sein. Wir sind ja nur noch von
Corona umgeben, irgendwann reicht es auch
mal. 12.5.2020
Quelle: "Volkstheater Neubau",
Ausgabe 5, Mai 2020
Ab 24. Juli 2020 eröffnet die neue
Spielzeit! 5 Wochen mit 5 Premieren der
Regisseur*innen Christian Stückl (24.7.),
Sapir Heller (29.7.), Mirjam Loibl (7.8.),
Simon Solberg (14.8.) und Abdullah Kenan
Karaca (26.8.), vielen Konzerten und
Kinderprogramm von und mit den Autoren,
Komponisten und Schauspielern Heinz-Josef
Braun und Stefan Murr. Geplant ist ein
Sommerspielbetrieb bis 13. September mit
Vorstellungen im Innenhof und im großen Saal
des Volkstheaters mit Konzerten, Lesungen,
Diskussionen und einem Kinderprogramm. Bis
auf Weiteres aber kein "Brandner Kaspar und
das ewig' Leben".
Video
der Pressekonferenz am 2. Juli 2020
zur Verkündung des Sommerspielplans
"Bald ist's fertig - Das neue Volkstheater".
Poster und Artikel von Sigi
Müller mit Baustellenfotos in der
Abendzeitung München vom 9.11.2020
Ortstermin Baustelle - So wird das neue
Münchner Volkstheater: In Zeiten
zugesperrter Bühnen ist es durchaus
ungewöhnlich, zur Abwechslung über die
Eröffnung eines Theater-Neubaus zu
berichten. Rund fünf Monate vor der
geplanten Fertigstellung des Neubaus des
Münchner Volkstheaters fand heute eine
Baustellenführung mit Oberbürgermeister
Dieter Reiter und Intendant Christian Stückl
sowie einer Gruppe von Journalisten statt. „Das
Münchner Volkstheater hat ein zahlreiches
und treues Publikum, das sich mit mir auf
die Fortsetzung des Spielbetriebs und auf
den Neubau freut. Das neue Gebäude ist
imposant und einladend zugleich.“ (OB
Dieter Reiter)
„Trotz der Pandemie sind die Bauarbeiten
auf dem Gelände des ehemaligen Viehhofs im
Zeit- und Kostenplan. Ab Mai 2021 beziehen
wir den neuen Ort und bereiten die
Premieren im Herbst vor. Im Oktober 2021
planen wir die Eröffnung des neuen Hauses
und die Aufnahme des Spielbetriebs im
Schlachthofviertel. Wir freuen uns schon
sehr!“
Quellen mit Fotos: Münchner Volkstheater auf
Facebook (1), Münchner Volkstheater auf
Facebook (2), BR24 und Münchner Merkur, 17. -
20.11.20
Baustelle Volkstheater: So sieht es aus in
Deutschlands modernstem Bühnenbau
135 Millionen Euro kostet der Bau, der am
15. Oktober 2021 mit einer Festwoche seine
Tore öffnen wird [so es die Coronazahlen
zulassen]. In der Spielzeit 2021/2022 sollen
insgesamt 13 neue Produktionen entstehen.
Derzeit sind es etwa zehn Inszenierungen pro
Spielzeit. Zwei der jungen Regisseure, mit
denen Intendant Christian Stückl die
Eröffnungswoche Mitte Oktober bestreiten
will, stehen bereits fest: der 1987 in
Berlin geborene, deutsch-koreanische
Dramatiker Bonn Park und Jessica Glause.
Vollständiger Artikel mit Fotos in der Münchner Abendzeitung,
30.11.20
Das neue Münchner Volkstheater an der Ecke
Tumblinger-/Zenettistraße - nur von außen,
da noch Baustelle, dafür im Regen: Meine Fotos vom 6.5.21
Am 24. Juli 2020 eröffnete die Spielzeit
2020/21 mit Vorstellungen auf der Bühne im
Garten. Im Oktober 2020 fanden die
Vorstellungen Corona-konform wieder im
grossen Theatersaal statt. Zwischen November
2020 und Mai 2021 war wegen der 2. Covid-19
Infektionswelle Vorstellungsstopp. Es ist
die letzte Spielzeit im alten Haus in der
Briennerstraße und sie wird bis 20. Juni
2021 dauern. Für Oktober 2021 ist die
Eröffnung des neuen Hauses und die Aufnahme
des Spielbetriebs im Schlachthofviertel
(Ecke Tumblinger-/Zenettistraße) geplant.
Seit der Vorstellungsabsage im März 2020
kein "Brandner Kaspar und das ewig' Leben"
mehr im alten Haus, aber am 4. und 5. Juli
2021 als Open-Air am Königsplatz in der
Reihe "Theatersommer - Bayern spielt".
❗ Countdown! Noch zehn Tage ❗
Seit 1983 gibt es das Münchner
Volkstheater am Stiglmaierplatz. Am 24.
Oktober 2002 eröffnete unser Intendant
Christian Stückl das Münchner
Volkstheater. Nach genau 18 Jahren und 239
Tagen in diesem Haus findet am 20. Juni
2021 die letzte Vorstellung in der
Brienner Straße statt. Und jetzt: ziehen
wir um!!! Wir werden unsere umgebaute
Turnhalle verlassen und in die
Tumblingerstraße ziehen - in ein
niegelnagelneues Theater! Unsere Freude
ist riesig aber ein bisserl wehmütig samma
schon auch. Servus altes Haus! ❤ Münchner Volkstheater auf
Facebook, 10.6.21
Blick vom "Haus des
Fußballs" an der Brienner Straße
in den Innenhof auf den Eingang
des Volkstheaters und das
Restaurant "Techtelmechtel" (re.).
© Astrid Schmidhuber, Münchner
Merkur |
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Fotos: Volkstheater
(1.), EFi, 10. Juni 2021 |
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"Adieu, altes Haus!" Abschied vom Münchner
Volkstheater - aus den Erinnerungen der tz-Kollegen
Morgen Sonntag, 20. Juni 2021 fällt mit "Macbeth"
der letzte Vorhang über die Ära des Münchner
Volkstheaters an der Brienner Strasse 50. Im Sommer
zieht Intendant Christian Stückl samt Team an die
Tumblingerstraße. Eröffnet wird das neue Haus dort
am 15. Oktober 2021.
"Der Chef als Kirchenfürst" - Christian Stückl
sprang 2007 als Kirchenfürst in seiner eigenen
Produktion von Schillers "Don Karlos" ein. Der Abend
stand für vieles: Für eine in engster Verbundenheit
lebende Theaterfamilie, bei der Papa sich notfalls
selbst ins Geschehen wirft. Für einen Mann, dessen
kritisch-lodernde Religiosität sich nicht mit den
Orthodoxen deckt. Und für einen Intendanten, der so
spielwütig ist, dass er am liebsten noch die
Requisiten selbst darstellen würde. Markus Thiel,
Musikredakteur. Aus: tz München, 19./20.6.2021,
Druckausgabe S. 25, Kultur & TV
Die Inszenierung von "Don Karlos" habe ich gesehen,
aber mit der regulären Besetzung, dafür habe ich
Christian Stückl 2011 in der Hauptrolle des
'Peachum' in seiner Inszenierung von Brechts
"Dreigroschenoper", und 2019 als 'Portner' im
"Brandner Kaspar und das ewig' Leben" erleben
dürfen. Zum Niederknien 😃 EFi
Christian Stückls schwerstes Stück: Umzug der
Superlative in München – nach jahrelanger Arbeit
öffnen sich bald über 600 Türen beim Münchner
Volkstheater
Kisten packen, Kartons schleppen, Chaos ertragen und
ja nicht den Überblick verlieren. Jeder, der schon
mal einen Umzug mitgemacht hat, weiß, wie
anstrengend so ein Ortswechsel ist. Wie groß muss
dann erst der Aufwand sein, wenn ein ganzes Theater
umzieht?
Christian Stückl, Chef des Volkstheaters, wuppt
genau so einen Umzug derzeit – und wirkt dabei noch
ganz entspannt. Theater um die Theaterumsiedelung?
Bloß nicht – auch wenn das Unterfangen riesig ist,
heißt es: den Überblick behalten! „Das geht schon“,
sagt Carsten Lück.
Beim Technik-Chef des Volkstheaters laufen seit
sechs Jahren alle Fäden in Sachen Neubau zusammen.
Bei ihm – wie auch bei Stückl – ist die Freude über
das Geschaffte und vor allem die Vorfreude auf das
neue Domizil spürbar groß.
Am 15. Oktober steht die Eröffnung an der
Tumblingerstraße im Herzen Münchens* an. Am alten
Standort an der Brienner Straße werden derweil noch
Umzugskisten gepackt. Die Requisite räumt als
Letztes ihre unzähligen Utensilien und Kostüme
zusammen. Extrem wichtig ist, die Kisten detailliert
zu beschriften. Damit im neuen Theater alles an die
richtige Stelle kommt.
„Wir können endlich alles an einem Standort
unterbringen“, sagt Stückl erleichtert, als er neben
den Kartons mit der Garderobe vom Erfolgsstück
Brandner Kaspar steht. Klar, die 38 Jahre an der
Brienner Straße will keiner missen. Auch wenn dort
alles ein bisschen komplizierter war. „Wir hatten
Probebühnen am Nordbad und in der Zenettistraße.
Unsere Bühnenbilder befanden sich in der Stadt
verteilt in Containern. Pro Aufführung mussten wir
immense Lieferwege auf uns nehmen“, erklärt der
59-jährige Oberammergauer.
Im Neubau mit der roten Ziegelfassade, die sich gut
ins Schlachthof-viertel einfügt, ist in den
vergangenen drei Jahren das modernste Theater
Deutschlands entstanden. Herzstück: die Hauptbühne
mit dem fast 30 Meter hohen Turm, der sich vom
Keller über neun Stockwerke erstreckt. „Im Moment
arbeiten wir noch an der Bühnentechnik“, sagt
Stückl. Und das Leuchten in seinen Augen lässt
erahnen, wie sehr die Konstruktion ein Traum für
jeden Regisseur ist.
Neben und hinter der Hauptbühne befindet sich je ein
Seitenraum, verdeckt durch eiserne Vorhänge. „Dort
bereiten wir weitere Bühnensets vor, die dann im
richtigen Moment auf das Hauptpodium gefahren
werden“, erklärt Stückl begeistert. Noch etwa zwei
Wochen werden laut Technik-Chef Lück die Arbeiten an
der Bühne dauern. Dann geht es für das Team darum,
sich an die neuen Möglichkeiten zu gewöhnen und die
Abläufe einzuüben.
Bis zur Eröffnung am 15. Oktober hängen statt der
Plakate für die aktuellen Inszenierungen noch
Porträts an der Hauswand. „Das sind unsere festen
Ensemblemitglieder. Eigentlich sind es 22, aber
einer ist nicht zu sehen, der ist zu spät
dazugestoßen“, sagt Stückl mit einem Lachen. Das
erste Programm fürs funkelnagelneue Theater wird am
9. September vorgestellt, bereits Ende August ist
die Theaterkasse wieder besetzt.
Bis es losgehen kann, heißt es: Endspurt auf der
Baustelle. Angesichts der Arbeit der letzten drei
Jahre schnauft Lück durch. „Das war schon enorm.“
Die Zahlen sprechen für sich: So flossen 2900
Wagenladungen Beton in das neue Haus, 5000 Meter
Starkstromkabel wurden verlegt. Es gibt 600 Türen!
Die Nutzfläche hat sich im Vergleich zum
Vorgängerbau mit 11.200 Quadratmeter fast
verdoppelt, insgesamt umfasst das neue Theater knapp
26.000 Quadratmeter.
Wie man eine so gewaltige Fläche organisiert
bezieht? „Wir haben uns Hilfe geholt“, verrät Lück.
Mit den Umzugsprofis geht es voran, Stück für Stück
ins neue Spielortglück.
(Benedikt Strobach / Nadja Hoffmann) - Artikel in
der tz München, 17.8.2021, online mit 2 Fotos, und in der
Druckausgabe, S. 3 mit 5 Fotos
Toi Toi Toi: Ein Neues Haus für das Münchner
Volkstheater
Nach einem europaweiten Vergabeverfahren mit
integriertem Architektenwettbewerb wurden
Lederer+Ragnarsdóttir+Oei zusammen mit der Baufirma
Georg Reisch als Generalübernehmer mit dem
schlüsselfertigen Bau des Theaters beauftragt.
Pünktlich nach Zeitplan zu den Theaterferien 2021
waren nach knapp drei Jahren die Bauarbeiten
abgeschlossen; dabei wurde auch der Kostenrahmen
exakt eingehalten. Auf dem Gelände des ehemaligen
Viehhofs im Schlachthofviertel ziehen jetzt die
Theaterschaffenden um Intendant Christian Stückl in
ihr neues Haus. Auf drei Spielstätten – der
Hauptbühne, einer Studiobühne und einer Probenbühne
– steht ihnen modernste Technik zur Verfügung [...]
Die Freude, mit der das Gebäude entstanden sein
muss, ist ohne Zweifel sichtbar. Am 15. Oktober
öffnen sich die Türen in der Tumblinger Straße zur
Spielzeiteröffnung im neuen Haus. Toi Toi Toi!
Vollständiger Artikel von Barbara Zettel im Architekturmagazin Detail mit
zahlreichen Fotos und den Bauplänen, 23.8.2021
Englischsprachige Fassung "Break a Leg: a New Home for
Munich’s Volkstheater"
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Die Schauspielerwand vorm Eingang zum
Volkstheater in der Brienner Strasse ~
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Fotos: Gabriele Neeb - Anklicken zum
Vergrössern
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Spielzeit 2011/12
"Tanz" |
Spielzeit 2012/13
"Protest" |
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Spielzeit 2017/18
Fotos: EFi |
Das neue Haus im Schlachthofviertel
Münchner Volkstheater – jetzt Ecke
Tumblinger-/Zenettistraße, Tage der offenen Tür am
10.+11.9.2021
Am Samstag, 11.9. gingen mittags die Warteschlangen der
Interessierten vor beiden Zugängen am Haus entlang und
wieder zurück; ich bekam erst einen Termin für die 16:20
Führung, also konnte ich vorher die Riederinger
Musikanten begrüßen und ihnen zuhören. Die Gruppen
bestanden mittags noch etwa 20 Personen, nachmittags
waren es jeweils mindestens 100 Personen, aber trotzdem
war meine Führung durch Markus Weinkopf, den
Vorsitzenden der Freunde des Volkstheaters informativ,
und die Hinterbühne, die Seitenbühne und die diversen
Werkstätten besichtigen und sich auch mit den
Mitarbeitern dort unterhalten zu können hat richtig Lust
auf die offizielle Theatereröffnung gemacht. Toi, toi,
toi! ..... Meine Fotos
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In
der BR-Sendung über Christian Stückl:
"Meine große Passion" gibt es etwa ab
Minute 35 Maximilian Brückner und die
Riederinger Musikanten im Interview auf
einer Führung durchs neue Haus in der
Tumblinger Straße - noch vor den Tagen der
offenen Türen im September 2021, mit
Ausschnitten aus den Inszenierungen vom
"Brandner Kaspar" (2005), "Peer Gynt"
(2008), der "Geierwally" (2002) und ihrer
Reise nach Indien 2014 mit einem Auftritt
mitten in Mysore, wohin sie
Christian Stückl von seinem Preisgeld vom
Theaterpreis der Landeshauptstadt München
eingelden hatte.
Die ganze Sendung in der
BR-Mediathek
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Endlich ein eigenes Haus fürs Münchner Volkstheater.
Intendant Christian Stückl sperrt seinen Neubau auf
und startet die Spielzeit. Nach Jahrzehnten in einer
ehemaligen Turnhalle hat das beliebteste Theater in
München nun ein angemessenes Zuhause. Ein Rundgang.
Video von Capriccio, 14.10.2021
Münchner Volkstheater startet mit zwei Uraufführungen
im Neubau. Pünktlich fertig und dabei noch nicht
einmal teurer als geplant: Der Neubau des
Volkstheaters in München zeigt, dass die öffentliche
Hand auch ohne Kostenexplosion bauen kann. Jetzt wird
die Bühne mit drei Premieren zum Leben erweckt. AZ München, 14.10.2021
Zwei Jahre ohne Theaterbesuch haben ein Ende! Heute,
am Donnerstag 14. Oktober die öffentliche Generalprobe
vor der morgigen Premiere, die ist dann nur für
geladene Gäste.
Nachdem Impfnachweise und Ausweise geprüft waren, gabs
ein blaues Bändchen ums Handgelenk, und dann konnten
die Masken ab. Ein ungewohntes Gefühl.
Vorm Eingang tigerte Christian Stückl auf und ab, und
da wünschte ich ihm „toi, toi, toi“ fürs Theater, den
heutigen Abend und die morgige Premiere, was er
ergänzte mit „und auch für die übrigen Premieren“.
Vor der Bühne im Saal 1 hing ein roter Samtvorhang –
sehr eindrucksvoll, da er über die ganze Breite ging.
Es roch noch nach Holz, frischer Farbe, neuen Sitzen
und hoffnungsvoller Erwartung. Christian Stückl kam
vor die Bühne und wurde von heftigem Applaus am Reden
gehindert. Dann erklärte er uns, dass er so sehr
aufgeregt wäre und sich aber sehr freuen würde, dass
es endlich los ginge. Von gelösten Problemen mit der
streikenden Drehbühne erzählte er noch. Dann
beglückwünschte er uns 300 Zuschauer (mehr waren
Pandemiebedingt nicht erlaubt), dass wir die echten
Premierengäste wären, wenn auch ohne die Reden.
Der Vorhang öffnete sich – und alles war rosa – um
nicht zu sagen pink. Bühnenbild, Thron, Badewanne,
Kostüme und Bühnenlicht. Der rosa Prospekt fuhr hoch
in den neuen Bühnenturm, und die Drehbühne setzte sich
in Bewegung. "Edward II." von Christopher Marlowe
(einem Zeitgenossen und Konkurrenten von William
Shakespeare), in einer neuen deutschen Übersetzung, in
der Regie von Christian Stückl wurde gegeben. Knappe
zwei Stunden ohne Pause, und wie bei allen
Marlowe-Stücken zieht sich das Ende. Aber es war
durchaus beeindruckend – und nackte Haut gabs auch.
Nach der Generalprobe verbeugen sich die Schauspieler
nicht und eigentlich wird auch nicht applaudiert, aber
daran haben wir uns dieses Mal nicht gehalten. Es gab
langanhaltenden Beifall, aber nicht nur für
Schauspieler und Inszenierung, sondern auch – und vor
allem – fürs neue Haus. EFi, 14.10.2021
Münchner Volkstheater startet Saison in Neubau. Die
Stadt München gibt ihrem Volkstheater eine neue Bühne.
Aus einer früheren Turnhalle geht es nun in einen
modernen Theaterbau. Das Interesse des Publikums ist
groß. AZ München, 15.10.2021
Mit "Edward II." von Shakespeares Rivalen Christopher
Marlowe wird heute das neue Volkstheater eröffnet. Ein
Gespräch mit dem Intendanten Christian Stückl, der
auch Regie führt. AZ München, 15.10.2021
Christian Stückl auf der
grossen Bühne
Alle Fotos: Gabriela Neeb |
Rechts Christian Stückl,
daneben sein Vater Peter, in der Mitte die
Mama, mit grünem Hut der Staber Sepp, und im
Hintergrund - auch mit Hut seine Schwester
Agnes, beide von den Riederinger Musikanten. |
Münchner Volkstheater: „Das war die
Eröffnung! Danke, dass Ihr da wart. Wir sind immer
noch ganz beseelt von dem wunderschönen
Eröffnungsabend mit Euch! ✨ ❤“ Mehr Fotos, 16.10.2021
Am
Donnerstag ,14. Oktober gab es die öffentliche
Generalprobe von "Edward II." mit nur etwa 300
Zuschauern vor der offiziellen Premiere mit
geladenen Gästen am folgenden Abend.
Erste Premiere am Freitagabend mit "Edward II."
Vorhang auf im Viehhof: So war die Eröffnung des
Münchner Volkstheaters. tz München, 16.10.2021
Münchner Volkstheater: Kritik zur ersten Premiere
im neuen Haus - Verbotene Liebe: "Edward II." tz München, 16.10.2021
"Edward II.": Pinke Premiere für das neue Münchner
Volkstheater. BR, 16.10.2021
Um 20 Uhr eröffnete die Austro-Pop-Band Granada
die Bühne 2 mit einem Konzert. Die Musik zur
Premierenparty kam dann von The Hidden Keys.
Eröffnung des neuen Volkstheaters: Strahlen,
Grinsen, Staunen. Bei der Eröffnungsvorstellung
des neuen Münchner Volkstheaters sind die Gäste
entzückt vom neuen Gebäude im Schlachthofviertel.
Und auch die Darbietung auf der Bühne überzeugt. Süddeutsche Zeitung,
16.10.2021
Ein glücklicher Intendant und eine rauschende
Party nach der Premierenvorstellung - die
Eröffnung des neuen Volkstheaters in Bildern. Süddeutsche Zeitung,
17.10.2021
Die zweite Premiere am Samstag, 16. Oktober: Ein
schauriger Blick in die Zukunft. Mit "Unser
Fleisch, unser Blut" weihen Jessica Glause und ihr
Team die Bühne 2 im Volkstheater ein. AZ München, 18.10.2021
Die dritte Premiere am Sonntagabend des
Eröffnungswochenendes: Postfaktisches Musical. Der
Dramatiker Bonn Park inszeniert sein Stück
"Gymnasium" im neuen Volkstheater. Mit
"Gymnasium", eine "Highschool-Oper", wird im
Volkstheater wirklich Neuland betreten. Zum ersten
Mal steht ein veritabler Orchestergraben zur
Verfügung, der von zehn Studierenden der
Philharmonie-Akademie besiedelt wird. AZ München, 18.10.2021
"Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" gibt es
am 30. + 31. Oktober 2021 das erste Mal auf der
Bühne 1 (der grossen mit 600 Plätzen) zu sehen.
Bei der Pressekonferenz am 8.9.2022 stellten Anton
Biebl, Kulturreferent der Landeshauptstadt
München, und Intendant Christian Stückl das
Programm und alle Premieren der neuen
Spielzeit 2022/23 vor: 22.9. Die verlorene Ehre
der Katharina Blum, Regie: Philipp Arnold, Bühne
1; 25.9. Pussy Sludge (DSE), Regie: Mirjam Loibl,
Bühne 2; 28.10. Feeling Faust, Regie: Claudia
Bossard, Bühne 1; 25.11. Die Brüder Karamasow,
Regie: Christian Stückl, Bühne 2; 2.12.
hildensaga. ein königinnendrama, Regie: Christina
Tscharyiski, Bühne 1; 12.1.23 8 1/2 Millionen,
Regie: Mathias Spaan, Bühne 2; 27.1. Alles ist
aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser) (UA),
Regie: Bonn Park, Bühne 1; 24.2. Eine neue
Inszenierung, Regie: Christian Stückl, Bühne 1;
23.3. Revolution, Regie: Philipp Arnold, Bühne 2;
25.5. europa flieht nach europa, Regie: Anna
Marboe, Bühne 2; 9.6. Ein neues Stück, Regie: Nele
Stuhler, Jan Koslowski, Bühne 1. Quelle
Am letzten Oktoberfesttag, Montag, 3. Oktober 2022
wird es auch wieder einen "Wiesn-Brandner" geben.
Christian
Stückl bleibt bis Ende der Spielzeit 2029/30
(mindestens) Intendant des Münchner
Volkstheaters:
Wir freuen uns! Eben haben wir erfahren: Der
Vertrag unseres Intendanten Christian Stückl
wurde bis Ende der Spielzeit 2029/2030
verlängert. Dies hat der Aufsichtsrat des
Münchner Volkstheaters in seiner heutigen
Sitzung einstimmig beschlossen. Quellen:
Münchner Volkstheater auf Instagram und Facebook, 25.7.2023
Christian Stückl bleibt bis Ende der Spielzeit
2029/2030 Intendant des Münchner Volkstheaters.
Dies hat der Aufsichtsrat des Münchner
Volkstheaters in seiner heutigen Sitzung
einstimmig beschlossen. Stückls bisheriger Vertrag
lief bis 2025 und verlängert sich somit um weitere
fünf Jahre.
Christian Stückl ist seit 2002 Intendant des
Münchner Volkstheaters und hat dieses in den
letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich betrieben,
unter anderem durch die Ausrichtung des Festivals
„Radikal Jung“ und eine verstärkte Öffnung hin zu
einem jüngeren Publikum. Ebenfalls ein Erfolg
seines Wirkens ist der Neubau des Volkstheaters,
der unter schwierigen Bedingungen im Kosten- als
auch Zeitplan 2021 fertiggestellt wurde. Die
Auslastung des Theaters lag in der vergangenen
Spielzeit (2021/22) bei 88 Prozent und
mittlerweile sind die Besucher*innenzahlen fast
auf dem hohen Vor-Corona-Niveau angelangt.
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden,
Aufsichtsratsvorsitzende des Volkstheaters: „Ich
freue mich sehr über die Vertragsverlängerung
mit Christian Stückl. Das Volkstheater ist bei
den Münchnerinnen und Münchner sehr beliebt, und
das ist das Verdienst von Christian Stückl. Die
Inszenierungen sind experimentierfreudig ohne
abgehoben zu sein. Das Volkstheater wird seinem
Namen gerecht, und das ist das größte Lob, das
man unserem städtischen Haus aussprechen kann.
Christian Stückl und das Münchner Volkstheater –
das passt einfach. Ich freue mich, dass wir
diese Erfolgsgeschichte fortsetzen.“
Kulturreferent Anton Biebl: „Christian Stückl
und sein Team schaffen es, das Volkstheater
stets weiterzuentwickeln. Die Zusammenarbeit mit
vorwiegend jungen Theaterschaffenden, für die
Diversität ganz selbstverständlich ist, zeichnet
das Programm des Volkstheaters aus. Immer wieder
entdeckt Stückl neue Talente, die er fördert und
denen er eine Bühne gibt. Der Theaterpreisträger
der Stadt verbreitet eine ansteckende
Leidenschaft – er hat sich dem Theater mit
seiner gesamten Persönlichkeit verschrieben.“
Christian Stückl: „Gemeinsam mit vielen
Beteiligten ist es gelungen, ein neues Theater
zu bauen. Ich freue mich sehr, es über die
Startphase hinaus künstlerisch verantworten zu
dürfen. Für das große Vertrauen, das mir all die
Jahre entgegengebracht wird, bedanke ich mich.“
Quelle: Rathaus Umschau 140/2023,
25.7.2023
Interview mit Christian Stückl: "Ich habe immer an
Veränderungen geglaubt" (oder: Ein Mann, ein Ort)
Christian Stückl soll bis 2030 Intendant des
Volkstheaters bleiben. Dann wird er fast drei
Jahrzehnte lang die Münchner Theaterszene geprägt
haben. Grund genug, um über das zu reden, was geht
und was bleibt.
Die Sommerpause hat begonnen, deswegen stört die
Baustelle vor dem Volkstheater nicht. Auf dem
Vorplatz steht großes Gerät, Erneuerungen an der
Pflasterung. Drinnen im Theater ist es weitgehend
leer. Für Intendant Christian Stückl endet gerade
die zweite Spielzeit im neuen Haus, seine 21.
insgesamt am Volkstheater. Und er soll noch
bleiben – sein Vertrag wurde soeben bis 2030
verlängert, da wäre er dann 28 Jahre Intendant. So
lange wie Dieter Dorn an den Kammerspielen und dem
Residenztheater zusammen. Seit mehr als vier
Jahrzehnten prägt er zudem die Passionsspiele in
Oberammergau. Ein guter Moment, um mit dem heute
61-Jährigen über Neuanfänge, Veränderungen,
Zukünftiges und Vergangenes, eben über Zeit zu
sprechen.
SZ: Herr Stückl, wie ist es, wenn Sie an die
Zukunft denken und jetzt eigentlich schon wissen,
wo Sie in fünf Jahren stehen werden?
Christian Stückl: Meine Position in fünf
Jahren ist klar. Aber durch Corona und auch
durch das Alter werfen sich viele neue Fragen
auf. Man möchte an der Zeit dranbleiben, an dem,
was passiert. Und das ist nicht einfach, auch
nicht, die richtigen Fragen zu stellen: Was ist
das Wichtigste? Was bewegt uns im eigenen
Umfeld? Was bewegt uns weltweit? Mit was kann
man im Theater reagieren, auf die Zeit
antworten? Und man merkt, es wird immer
schwieriger, je älter man wird.
SZ: Warum wird es schwieriger?
Weil du spürst: Mit 18 hat es Spaß gemacht,
„Stoppt-Strauß“-Plaketten zu tragen und nach
Wackersdorf zu fahren. Und dann merkt man, die
ganzen Überlegungen und die Proteste von damals,
die haben überhaupt nicht gefruchtet. Natürlich
verändert sich die Welt. Trotzdem hat man das
Gefühl – besonders wenn du das Klima anschaust –
dass da fast gar keine Bewegung mehr drin ist.
Je jünger du bist, umso mehr möchtest du die
Welt verändern. Je älter du wirst, umso mehr
merkst du, wie unbeweglich die Welt eigentlich
ist. Das ist das Schwierige am Älterwerden. Ich
möchte aber trotzdem jede Frage in die Welt
schreien.
SZ: Wo spüren Sie das Schwierige denn?
Ein Beispiel: Früher war für mich Kirche ein
wahnsinnig wichtiger Punkt, und ich habe mich
extrem viel damit beschäftigt. Ich habe viel
über Religion geredet. Und heute denke ich mir:
Da ist nichts, da ist keine Bewegung mehr drin
in der Kirche. Die geht kaputt.
SZ: Aber braucht man nicht gerade als
Theatermensch den Glauben an die Veränderbarkeit
der Welt?
Ja. Den lasse ich mir auch nicht nehmen. Ich
möchte die Fragen hinausschreien. Trotzdem ist
da das Gefühl: Schrei nicht so laut, es wird
sich so oder so nicht verändern.
SZ: Das klingt pessimistisch.
Na ja, egal wie, ich habe immer an
Veränderungen geglaubt. Ob es in Oberammergau
war, ob es hier in München war. Heute steht hier
ein neues Volkstheater. Die Stadt hat in den
2000er-Jahren nicht geglaubt, dass das
Volkstheater eine Zukunft hat. Ich schon. Und
ich habe gesagt, wir bauen irgendwann eins. Und
da steht es jetzt auch. Ich glaube an
Veränderungen, aber man merkt, wie schwierig sie
sind, wie unerträglich schwierig sie sein
können. Ich befasse mich zum Beispiel seit 40
Jahre mit Fragen zum Antisemitismus. Und in der
Corona-Zeit ploppte der plötzlich wieder so
hoch. Man denkt sich, wie unglaublich
schwerfällig diese Sachen sind. Wie sehr sie in
den Köpfen der Leute drinhocken und immer wieder
hochkommen. Eine Haltung, wie sie die AfD jetzt
hat – man glaubt es nicht. Man weiß auch nicht,
was man machen kann, und läuft sehenden Blickes
da hinein.
SZ: Kommen wir zu Ihrem Anfang 2002: Empfanden Sie
den Start damals als schwierig?
Vor 21 Jahren sollte das Volkstheater
eigentlich geschlossen werden. Aber dann hat die
Stadt sich doch entschlossen, es noch einmal ein
bisschen weiterzuführen. Also bekam ich einen
Fünf-Jahres-Vertrag, aber mit einer
Ausstiegsklausel nach drei Jahren, falls wir das
Haus nicht mehr hochbekommen. Ich wollte dem
Volkstheater ein neues Profil geben. Rückwirkend
muss man sagen: Die ersten fünf Jahre ging es
nur darum, das Haus auf die richtigen Gleise zu
setzen, aus den roten Zahlen rauszubringen. Das
ist relativ schnell gelungen. Schon in der
ersten Spielzeit sind die Zuschauerzahlen bei
mir nicht eingebrochen – was bei einem Wechsel
leicht sein kann – sondern leicht gestiegen. Und
dann stiegen sie kontinuierlich weiter.
SZ: Was ist denn der größte Unterschied von 2002
im Vergleich zu heute?
Der größte Unterschied ist: Ich habe am Anfang
aus einer großen Not heraus gehandelt. Das Resi
und die Kammerspiele waren die beiden großen
Theater, das Volkstheater stand ganz am Rand.
Das hat man ganz stark an den Subventionen
gemerkt. Die zwei haben 33 Millionen damals
schon gekriegt, wir vier Millionen. Aus dieser
Not habe ich eine Tugend gemacht. Ich habe
gesagt: Okay, die großen Schauspieler kann ich
mir nicht leisten. Mein Verwaltungsdirektor
meinte: Du nimmst einen Star und zehn billige.
Das ist aber nicht meine Herangehensweise. Also
habe ich total auf die guten, jungen gesetzt.
SZ: Das haben Sie ja beibehalten.
Wir sind auf einem richtig guten Niveau, ich
mag das total gern, dass die Schauspieler sich
alle vier Jahre wieder verändern. Dass du das
Gefühl hast, da ist immer ein Fluss drin. Wir
stellen sie ein, wenn sie ganz frisch von der
Schule kommen. Nach drei, vier Jahren überlegen
alle, ob sie wechseln. Da ist eine automatische
Fluktuation drin. Und das finde ich bis heute
total gut und richtig, und ich möchte das auch
gar nicht umstellen.
SZ: Das Ensemble in München und auch in
Oberammergau ist jung. Bleibt das eine ewige
Frischekur für Sie?
Ich mag das total gern, mich mit Jüngeren
auseinanderzusetzen. Aber es muss schon auf
einer Ebene bleiben, auf der man selbst weiß,
wie alt man ist. Wenn man ein überreifer Apfel
ist, der nicht vom Baum runter will, ist es ja
auch nicht so spannend. Ich kann mit meinem
Alter ganz gut umgehen. Als wir jung waren, hat
keine Party lang genug dauern können. Heute
denke ich: Ach komm, ich verpasse nichts, wenn
ich nicht dabei bin.
SZ: Was hat die Zeit denn nicht verändert?
Ganz wenig ist gleich geblieben. Ich glaube, du
kannst froh sein, wenn du bestimmte Freunde über
diese lange Zeit behältst. Grundsätzlich ist
kein Jahr wie das andere. Und ich hasse eines:
Copy and Paste. Ich hasse es, wenn
beispielsweise in unserem Programm fünfmal der
gleiche Fehler steht, weil er jedes Mal kopiert
wurde. Aber grundsätzlich kann ich kein Jahr mit
dem anderen vergleichen. Es kommt immer anderes:
dieser Bau, Corona, immer wieder neue
Schauspieler.
SZ: Wenn Sie bis 2030 bleiben, sind die 28 Jahre
Intendant in München. Zusammen mit Dieter Dorn
dann sicher einer von Münchens prägenden
Intendanten.
Es ist schon eine lange Zeit. Ich glaube auch,
dass ich hinterher sagen kann, ich habe einiges
geschaffen, und wenn man auf das neue Haus
schaut: auch Bleibendes. Und ich glaube, ich
habe die Theaterlandschaft in München schon auch
mitbeeinflusst. Aber was dann bleibt, das wird
Jahre später bewertet. Da sieht man, wie prägend
es wirklich war.
SZ: Ohne Sie gäbe es den Volkstheater-Neubau
nicht. Was kann da noch kommen, was haben Sie noch
für Ziele?
Ich glaube, ich mache mir auch da keine Pläne.
Ich fahre jetzt nach Indien, da habe ich einmal
gearbeitet, und ich weiß, ich würde da gerne
noch einmal arbeiten. Ich würde auch gerne die
Inder mit nach München bringen. Ich finde es
auch spannend, dass die Stadt in keinem
städtischen Betrieb einen Betriebskindergarten
hat. Wir haben jetzt ein Pilotprojekt für einen
Betriebskindergarten. Hinzu kommt, gerade in dem
Neubau fällt es mir extrem auf, wie viel Zeit
das Theater leer steht. Da frage ich mich, ob
wir nicht über den Abend hinaus die
Verpflichtung haben, die Leute viel stärker ans
Theater heranzuführen. Wie kriegt man das hin,
dass das Haus auch am Tag lebt und dass da
drinnen am Tag etwas passiert? Ich glaube, wir
sind mit dem Theater nie am Ende. Man kann immer
weiter denken. Aber: Ich werde nicht noch einmal
so ein Haus hinstellen (lacht).
SZ: Was macht die lange Zeit in dieser Aufgabe mit
einem?
Das kann man wahnsinnig schlecht selbst
bewerten. Andere können dich leichter
beobachten. Man beschäftigt sich ja nicht mit
sich selbst, wenn man das macht.
SZ: Reagiert man anders auf die Gegenwart mit
zunehmender Berufserfahrung?
Für mich ist es schon immer wichtig, dass ich
auf Themen reagiere, die in der Luft liegen. Zum
Beispiel bei „Julius Caesar“ jetzt in
Oberammergau, die ganze Kriegsthematik darin,
die liegt ja in der Luft. Manchmal will ich aber
auch etwas ganz Ruhiges machen, einfach nur ein
Stück. Jetzt mache ich beispielsweise zu Beginn
der Spielzeit einfach eine Komödie von
Shakespeare.
SZ: Wie sieht es denn in Oberammergau aus, wollen
Sie Ihre fünfte Passion inszenieren?
Letztlich bestimmt das bei uns der Gemeinderat.
Ich hätte noch einmal Lust. Mehr brauche ich
dazu nicht zu sagen. Ich habe da viel Zeit und
Energie hineingesteckt. Natürlich überlege ich,
wer wird das einmal nach mir machen. Aber ich
bin sicher, dass die oder der Nachfolger schon
kommen wird. Die ganz Jungen, die sind richtig
gut da draußen, die sind richtig lebendig dabei,
und ich merke, wie manche mich genau beobachten.
Und ich hoffe, dass sich da etwas entwickelt.
SZ: Können Sie sich eigentlich eine Zeit ohne
Theater vorstellen?
Mein Leben hier und jetzt und heute ist schon
sehr stark geprägt von Theater. In Indien zum
Beispiel ist man plötzlich in einem total
anderen Umfeld. Da schaut dir die Armut manchmal
so zu den Augen hinein, dass dir schwindelig
wird. Da denke ich mir schon, es gibt noch
wichtigere Sachen als das Theater. Aber es ist
ein innerer Kampf, zu sagen, jetzt konzentriere
ich mich auf etwas anderes. Aber ich glaube, es
ist auch nicht verkehrt. Ich beobachte viele in
meinem Alter, denen es langweiliger ist als mir.
Und mir ist überhaupt nicht langweilig.
Interview von Yvonne Poppek für Süddeutsche Zeitung,
4.8.2023
Christian Stückl hat am 14. September die
Spielzeit 2023/24 an seinem Münchner Volkstheater
vorgestellt. Dabei fand der Intendant auch klare
Worte zum Skandal um Hubert Aiwanger.
Klar, der Skandal um das menschenverachtende
Flugblatt aus dem Hause Aiwanger treibt sie auch
am Münchner Volkstheater um. Ganz besonders hier.
Denn Intendant Christian Stückl und sein Team
legen seit vielen Jahren großen Wert auf die
Erinnerung an die Schoah – der „Tag der Quellen“
und die „Gespräche gegen das Vergessen“ sind nur
zwei Beispiele für das Engagement der städtischen
Bühne. Beide Veranstaltungen wird es auch in der
Saison 2023/24 geben, sie sind heuer für
8. November 2023 angekündigt. Wie kann und sollte
Erinnerungskultur aussehen, wenn die letzten
Zeitzeugen des Nazi-Terrors und der Vernichtung
des europäischen Judentums gestorben sind? Diese
Frage treibt Stückl um, wie er bei der Vorstellung
der neuen Spielzeit erklärt: „Es ist wichtig,
dass wir darüber reden. Dazu muss man sich nur
den Fall Aiwanger anschauen. Ich kann nicht
verstehen, warum der noch im Amt ist.“ [...]
Es sind elf Premieren (darunter zwei
Uraufführungen), die in der neuen Spielzeit am
Volkstheater herauskommen.[...]
Wie berichtet, wurde Stückls Vertrag gerade bis
2030 verlängert; auf die zurückliegende Spielzeit
blickt er zufrieden: „Es ist uns relativ gut
gegangen.“ Die Auslastung lag 2022/23 im
Schnitt bei 82 Prozent; etwa 130 000 Menschen
haben die rund 380 Veranstaltungen des Hauses im
Schlachthofviertel besucht. Zum Vergleich: Am
einstigen Standort an der Brienner Straße kamen
pro Saison etwa 100 000.
Die Eintrittspreise am Volkstheater bleiben –
trotz allgegenwärtiger Teuerungen – übrigens
unverändert; auch in der Spielzeit 2023/24 kostet
keine Karte mehr als 39 Euro. „Preiserhöhungen
sind im Augenblick nicht dienlich“, ist
Stückl überzeugt. Schließlich sollen möglichst
viele Leute ins Theater gehen und sich dort
überraschen lassen.
Von Michael Schleicher, Münchner Merkur, 15.9.2023
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